A un bagazo, poco caso …
Als Kind hörte ich oft einen Spruch, den ich nie wiederholte, weil es - für meine und für damalige Maßstäbe - recht unfein war: A un bagazo poco caso, fing er an. Noch immer kommt mir der zweite Satz des Spruchs nicht über die Lippen, aber jeder Kubaner meiner Generation weißt, wie er weitergeht. A un bagazo poco caso kann man übersetzen mit: Einer Bagasse soll man wenig Beachtung schenken. Auch der unausgesprochene Teil bedeutet, man soll Dummschwätzer nicht beachten. Dummschwätzer, das Wort gefällt mir auch nicht, weil es den Beiklang von Besserwisserei hat, vielleicht sogar von Arroganz. Laut Lexikon ist ein Dummschwätzer jemand, der viel, aber ohne Sachverstand von etwas redet. Manchmal gibt es auch die Dummschwätzerinnen. Und eine von ihnen hat es geschafft, dass ich über meinen Schatten springe, den weisen Spruch A un bagazo poco caso … außer Acht lasse und Zeit und Energie aufwende, um mich zu ihr zu äußern.
Die Dame ist in Spanien geboren, in Andalusien, entnehme ich Veröffentlichungen im Internet. Wie alt sie ist, konnte ich nicht feststellen, aber sie sieht jung aus. Sie sei Journalistin vom Beruf, sagt man - obschon in Veröffentlichungen von ihr im Netz grundlegende Rechtschreibfehler auffallen. Ich erfuhr von ihr nicht aufgrund journalistischer Meisterarbeit, sondern durch eine Art Lobbyismus für die kubanische Diktatur.
Ich fühle mich nicht wohl dabei, über sie zu schreiben, da sie dadurch möglicherweise mehr Aufmerksamkeit bekommt, als sie verdient, so wie sie durch ihre Statements mehr bekommen hat, als durch ihre journalistische Arbeit.
In ihrem Twitter- Account bezeichnet sie sich nicht nur als Journalistin, sondern auch als Netzwerk- Kommunikatorin und als "bolschewistisch-engelhaft" - was immer das heißen mag. Und sie sei von Patria O Muerte. Das O groß geschrieben.
Ich las das erste Mal über sie vor nicht langer Zeit. Ein ihrer Mitbürger gab zu, sie in einem Supermarkt geschubst zu haben, während er ihr vorwarf, die kubanischen Mörder (die Regierung) zu verteidigen und ihr nahe legte, ihren Wohnsitz nach Kuba zu verlegen, da sie sich rühmt, eine Kommunistin zu sein. Ihre Reaktion daraufhin gab mir zu denken, ich nahm gleich an, die Dame sei psychisch angeschlagen, um es vorsichtig auszudrücken. Sie schrie, wie eine Wahnsinnige: Gusano, gusano! - wie die Oppositionellen im revolutionären Jargon seit eh und je genannt werden -, ich bin Kommunistin und du wirst Kuba nicht wieder betreten! Die (offensichtlich) stolze Linksextremistin, deren Waffe insbesondere ihre "lockere Zunge" zu sein scheint und die dazu tendiert, mit Menschen, die anders als sie denken unflätig umzugehen, nahm öffentlich Stellung zum Vorfall mit einem homophoben Unterton: Nächstes Mal schickt mir bitte einen Macho mit mehr Männlichkeit, denn dieser hier war eine Vogelscheuche!
A un bagazo poco caso …
Doch, sie habe all jene Kubaner als Straftäter bezeichnet, die sich in Spanien gegen den eingesetzten (nicht gewählten) Díaz-Canel manifestieren. Sie habe den bekannten und beliebten kubanischen Sänger Pablo Milanés gusano und niederträchtig genannt. Sie habe die Demonstranten in Kuba als Verbrecher bezeichnet, die noch mehr Schläge verdienen, die kubanische Polizei sei sehr mild: Ich fordere die Behörden und die Polizei lediglich dazu auf, so hart wie möglich gegen Kriminelle vorzugehen… Wir sind Humanisten, aber wir sprechen nicht mit Bestien. Es gibt viel zu wenig Gefangenen …
Zuletzt postete sie bei Twitter Folgendes: Meine letzte Botschaft heute ist, dass die Straßen in Kuba FIDEL's Straßen sind. Seit 1/01/1959. Jeder, der auf der Straße Gewalt anwendet, soll wissen, dass er erledigt ist …
Da frage ich mich: Was erlaubt sich diese Frau? Wer ist sie? Was gibt ihr das Recht, an Kubas Angelegenheiten zu partizipieren, als wäre sie Teil der Regierung? Ich sie minderbemittelt?
Periodicocubano.com bezeichnet sie als Abbild des kommunistischen Pöbels. Ihre einzigen Argumente sind bloße Ausrufe, wie "Ich bin eine Kommunistin". Als ob das Kommunistendasein sie wirklich davor bewahrt hätte, das zu sein, was sie ist.
Ich selbst kam zu einer anderen Überzeugung, als ich eine Veröffentlichung der Frau im Internet sah: Entweder stimmt mit ihr etwas nicht, gesundheitlich, oder sie ist eine gerissene Opportunistin. Am 23.09.2022 veröffentlichte sie im Internet: Heute ist der 119. Geburtstag von Lina Ruz González. Ein prächtiger Mutterleib und eine würdige und glänzende Frau. Mutter unseres unbesiegten Kommandanten Fidel und unseres heldenhaften Raul. Eine Frau, die mit ewigem Ruhm in die Geschichte eingegangen ist, weil sie der Welt Gerechtigkeit und Größe gebracht hat. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Lina, die Dankbaren sind mit dir.
Lina Ruz González? Prächtiger Mutterleib? Glänzende Frau? Frau mit ewigem Ruhm in die Geschichte eingegangen? Gerechtigkeit und Größe?
Und sie schreibt auch: Wir sind die Generation, die, vielleicht ohne es zu wissen, dem Sozialismus in der Welt Leben einhaucht…Wir sind die Generation der Ideen.
Dem Sozialismus in der Welt Leben eingehaucht? Generation der Ideen?
Nach dieser Auseinandersetzung mit einer derartigen unversöhnlichen Ideologin kommt es mir doch über die Lippen: A un bagazo poco caso, a un mojón poca atención.
Nat Neumann, Oktober 2022
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