El bloqueo
Wer sich mit Kubas Geschichte beschäftigt hat, hat sicher davon gehört: El bloqueo. Der Duden beschreibt diesen Begriff, der mit „die Blockade“ zu übersetzen ist, u.a. als „Widerstand, Gegenmaßnahmen o.Ä., um etwas zu verhindern, aufzuhalten“. El bloqueo wird in Kuba das US-amerikanische Embargo genannt.
In DWDS.de wird Embargo als „Verbot der Aus- oder Einfuhr bestimmter Güter“ bezeichnet.
Und diese Bezeichnung beschreibt eher die Maßnahmen der amerikanischen Regierung gegen Kuba.
1960, unter den US-Präsidenten Eisenhower, wurden erste Embargo- Maßnahmen gegen Kuba verhängt, als Antwort auf die Enteignung von Bürgern und Unternehmen durch die revolutionäre Regierung. Sie betrafen dasWirtschafts-, Handels- und Finanzwesen und wurden im Laufe der Zeit verschärft oder gelockert wurden.
Um „dem kubanischen Volk zur Demokratie zu verhelfen“, wurde der Cuban Democracy Act 1992 als Gesetz festgeschrieben.
1996 wurde sodann den Helms-Burton Act verabschiedet. Damit wurde ein möglicher Handel von US-Bürgern mit Kuba weiter eingeschränkt. Ab 1999 hatten nunmehr Tochtergesellschaften von US-Unternehmen mit Sitz im Ausland, die Handel jeglicher Art mit Kuba betrieben hatten, diesen einzustellen. Sie hätten sonst mit harten Strafen rechnen müssen.
2015 waren Lockerungen des Handelsembargos, dank der Präsidentschaft Obamas, in Kraft getreten. Trotz US-Embargo durften, gemäß Ausnahmeregelungen, bestimmte landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee von Kuba in die USA eingeführt werden. Obschon mit Trumps Präsidentschaft Obamas Lockerungsmaßnahmen rückgängig gemacht wurden, stammten rund 5% der Importlieferungen in Kuba im Jahre 2021 aus dem Vereinigten Staaten. Aktuelle Nachrichten über Kontakte von US-Politikern mit kubanischen Regierungsmitgliedern - trotz der katastrophalen politischen Lage auf der Insel - lassen weitere Lockerungen erahnen. Dies hängt allerdings stark davon ab, welchen Einfluss die republikanische Partei auf die US-Politik haben wird. Es dürften schwierigere Zeiten in Hinblick auf eine Lockerung des Embargos kommen.
Kein anderes Land war einem längeren Embargo ausgesetzt, als Kuba dem amerikanischen. Doch in Wahrheit hat Kuba seine wirtschaftliche Misere einer Mischung aus beiden Faktoren zu verdanken, der eigenen Blockade und dem US-Embargo. Meines Erachtens hätten die Kubaner - Jahrzehnte lang an Verzicht und bescheidene Lebensverhältnisse gewöhnt - ein besseres Leben heute, würde die kubanische Regierung grundlegende ökonomische Gesetze beachten. Stattdessen reitet Kuba seit Castros Machtergreifung auf einer Ideologiewelle, die auch die Wirtschaft erfasst und Entwicklung und Fortschritt von Anfang an behindert. Entsprechend dem Begriff im Duden ist die sozialistische Wirtschaft nichts anderes als ein Widerstand gegen die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Sie kennt nur Gegenmaßnahmen, um Fortschritt und Wachstum der Wirtschaft des Landes zu verhindern, aufzuhalten. Ich nenne es interne Blockade.
Wie ich in meinem Buch „Ein kleines Stück Himmel“ schrieb: Das Embargo ist ein Teil des Problems, die Misswirtschaft ist der andere. (…) Zu Castros System gesellte sich dessen Unfähigkeit, seine Bürger zu ernähren, während ihnen gleichzeitig die Freiheit verwehrt wird, ihr Leben in die Hand zu nehmen und es selbst zu tun. (…) Die interne Blockade wird von einer langen Liste von Regelungen und Verboten gestützt, unter denen die Kubaner seit Jahrzehnten leben, mit dem unhaltbaren Versprechen, der Staat wird es richten.
Ja, die Wirtschaft Kubas ist seit Castros Machtergreifung in den Händen von Amateuren, die die marxistischen Wirtschaftstheorien als Leitbild nahmen. Und diese sind nur als Öl im Feuer der inneren Blockade zu gebrauchen. Solange dies so ist, werden wir Bilder von Kubanern sehen, die die Mülltonnen nach Essen durchsuchen, die sich in ellenlangen Schlangen nach Lebensmitteln anstellen müssen, die sich wegen eines Stücks Fleisch prügeln, die hungrig ins Bett gehen oder die alles Mögliche unternehmen werden, um das Land zu verlassen.
Ja, auch ich wünsche, dass das amerikanische Embargo fällt. Doch da insbesondere die interne Blockade die ist, die den Kubanern ein freies und würdiges Leben verwehrt, kenne ich schon jetzt die Erklärung des kommunistischen Regimes in Kuba in Hinblick auf die desolate Lage des Landes, wenn das amerikanische Embargo gefallen ist: Es ist das (vergangene) Embargo.
Nat Neumann, Januar 2023
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