Große Belohnungen?
Vor einigen Tagen meldete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": „Russen sollen illegal Kubaner für Ukrainekrieg rekrutiert haben“. Nach Angaben des Außenministeriums in Havanna sei ein mutmaßliches russisches Netzwerk zur illegalen Rekrutierung von Kubanern für „Militäroperationen in der Ukraine“ aufgedeckt worden.
Die FAZ kam mir zuvor, denn bereits seit wenigen Wochen kursiert im Netz ein Video einer kubanischen Mutter, die den Fall ihres jungen Sohnes anzeigt, und davon soll mein nächster Post handeln.
Die Frau ist Mutter eines 19 Jährigen, der in Russland gestrandet ist, ohne eine Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Sie versichert, dass er mit einem angeblichen Vertrag betrogen worden sei, mit dem er sich verpflichtet habe, im Baugewerbe in Russland zu arbeiten. Sie berichtete, dass der junge Mann die entsprechende Stellenanzeige über „Facebook" gefunden habe; für die Gegenseite habe er im Kontakt mit einer russischen sowie einer kubanischen Frau gestanden. Im Vertrag seien alle Vorteile festgehalten worden, sowie die Art der auszuführenden Arbeit, die sie als „Zwangsarbeit“ bezeichnete, vermutlich meinte sie „harte Arbeit“. Sie selbst habe sich vor Vertragsunterschrift davon überzeugt, dass die Arbeit (laut Vertrag) nicht im Zusammenhang mit dem Krieg stehe. Dies sei ihr auch versichert worden. Sie erklärte, ihr Sohn habe keine militärische Ausbildung. Da er einen Pass bereits besessen habe, sei er kurzfristig (über den Flughafen in Varadero) nach Russland ausgereist.
Im Netz gibt es zudem weitere Zeugnisse dafür, dass kubanische junge Männer für den Krieg Russland-Ukraine rekrutiert werden. Es handelt sich unter anderem um ein Foto, das zwei Kubaner zeigt, die in die Kamera lächeln. Der eine, bekleidet mit Armeeuniform, reckt seinen rechten Daumen hoch, eine kleine russische Fahne „schmückt“ den Ärmel seiner Uniform. Bei dem zweiten handele sich um einen kubanischen Armeeangehörigen, der die ankommenden kubanischen Söldner im Flughafen empfange. Ein weiteres Foto zeigt einen kubanischen Offizier, der die russische Armeeuniform trägt, vor einem großen Stern in der Farben der russischen Flagge stehend. Es werden Dokumente gezeigt, die belegen, wohin die Reise - die mit einem kubanischen regulären Pass vorgenommen wird - geht, einschließlich der entsprechenden Bordkarte. Diese gibt als Abflug-Flughafen Varadero (VRA) an, Ankunft im Flughafen Moskau-Scheremetjewo (SVO). Die Dokumente sollen den Eindruck erwecken, bei den Reisenden handelt es sich um Touristen. Eine veröffentlichte Nachricht per WhatsApp zeigt: … Es handelt sich nicht um Kubaner, die im Ausland leben. Die russische Fluggesellschaft Aeroflot habe vor einigen Wochen ihre Flugroute nach Varadero bekanntgegeben. Über diesen augenscheinlich touristischen Weg werden die Kubaner Richtung Russland ausgeflogen. Mit Flugzeugen eines Airbus-Typs werden so zwischen 220 und 250 „Passagiere“ außer Landes gebracht, in einem Monat zwischen sechs- und siebentausend Männer.
Ein weiteres Foto zeigt eine Gruppe von jungen Kubanern in russischer Armeeuniform, Sie posieren mit voller militärischer Ausrüstung, einer mit einer Waffe in der Hand, ein anderer zeigt beidhändig das „Victory“-Zeichen. Andere Bilder zeigen Kubaner, die sich offensichtlich auf einem militärischen Stützpunkt in Russland befinden.
Im Netz konnten wir ein Video sehen, in dem zwei 19 Jährige versichern, sie seien nach Russland gereist mit der Absicht, im Bau zu arbeiten, wie man ihnen versichert habeund sie vertraglich vereinbart hätten. Stattdessen wurden sie an die Front geschickt. Sie seien in Moskau gelandet, wo sie drei bis vier Tage blieben, weil sie erkrankt seien. Sie seien als Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine ausgerüstet worden, weshalb sie begehrt hätten, deportiert zu werden. Stattdessen werden sie nunmehr auf russischem Territorium festgehalten. Sie seien geschlagen und gefoltert worden, können nicht mehr und wissen nicht, was sie tun sollen. Sie hätten Angst und seien in einer psychisch schlechten Verfassung. Einer der jungen Männer ist der Sohn jener Frau, von der ich am Anfang dieses Posts schreibe. Er versichert, er habe sich für diese „Arbeit“ im Russland entschieden, um Geld zu verdienen und so die finanzielle Situation seiner Familie zu verbessern. Es sei nie die Rede davon gewesen, dass sie an die Front geschickt werden sollten.
Laut FAZ habe der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez erklärt, Kuba werde gegen Jeden Schritte einleiten, der in irgendeiner Form am Menschenhandel teilnimmt mit dem Ziel, kubanische Bürger zu rekrutieren oder als Söldner zu gewinnen, um Waffen gegen ein Land einzusetzen. Bereits im Juni schrieb ich darüber, dass - nach Meldungen im Internet - unter anderen viele der Kubaner, die sich illegal in Russland befinden, an der Seite der russischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine als Söldner kämpfen. Es scheint, Herr Bruno Rodríguez hat meinen Post „Wo es große Belohnungen gibt, gibt es mutige Menschen“ nicht gelesen.
Auf die „Kraft des kubanischen Gesetzes“, mit der laut Herrn Rodríguez die (kubanische) Regierung gegen illegalen Menschenhandel vorgehe, war ich sehr gespannt. Heute erfuhren wir, dass das kubanische Regime die Verhaftung von 17 Personen bekanntgegeben hat, die darin verwickelt sein sollen. Wie hoch dürften hier die Strafmaßnahmen ausfallen, bedenkt man die drastischen Strafen, mit denen Kubaner für die Ausübung ihres Rechtes auf freie Meinungsäußerung und Demonstration belegt wurden?
Nat Neumann, September 2023
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