Kamankola

Vor ein paar Tagen entdeckte ich in einem der sozialen Netzwerke einen Kenner der spanischen Sprache, einen Meister der Reime. Er nennt sich "Kamankola". Ich hatte keine Zeit, mich mit der Bedeutung des Pseudonyms dieses sympathischen jungen Mannes zu beschäftigen, denn Kamankola hat mich mit seiner kurzen, scharfzüngigen und anspruchsvollen Performance, seinem Wortwitz und dem Inhalt seines „Reel #4“ sofort in seinen Bann gezogen. Mit Zeilen wie diesen hat Kamankola die Herzen vieler Kubaner berührt:

…

Sigue el viejo cuento chino,
sigue la gente en su quema
y hay de quien diga y se extreme
y hay quien se deja la voz
y hay quien deja todo a Dios
y hay quien rema y hay quien teme…

(Immer noch das alte Märchen,

die Menschen verbrennen weiter
es gibt diejenigen, die sagen und überziehen
es gibt diejenigen, die ihre Stimmen verlassen
es gibt die, die alles Gott überlassen
es gibt die, die rudern
und es gibt die, die sich fürchten.)

Leider kann ich hier nur den Text wiedergeben - mit der freundlichen und kurzfristigen Genehmigung von Kamankola. Leider. Denn es ist ein Erlebnis, ihn seine Verse vortragen zu sehen, ernst, konzentriert, authentisch. Aber auch mit geschlossenen Augen, ohne seine gekonnte Darbietung zu erleben, ist das Zuhören ein Genuss, durch die Klangfarbe seiner Stimme, durch das Spiel mit den Worten, durch die Raffinesse seiner Sprache.

Die Botschaft seiner Reime erschließt sich natürlich beim Lesen seines Gedichtes, auch in der Übersetzung (meiner eigenen), denn so oder so sind seine regimekritischen Verse (auch die seiner anderen Reime) stark, beeindruckend und treffend. Einfachj großartig!

Nat Neumann, Juni 2024