Luis Frómeta Compte
Beim Anblick dieses Fotos muss ich an Chile 1973 denken, als Pinochet an die Macht kam. Klick auf das Bild und vergrößere es! Schau es dir im Detail an! Schau dir das verängstigte Gesicht des Menschen an, der gerade abgeführt wird! Schau dir das Gesicht seiner Peiniger an! Schau dir deren Hände an! Die des Abgeführten wirst du nicht sehen können, denn er ist offensichtlich gefesselt. Schau dir an, was der Mensch, der abgeführt wird, am Hals hat! Schau dir an, mit welcher Genugtuung der Peiniger auf der linken Seite des Abgeführten seinen Stock gegen seinen Hals drückt! Schau, wie fest er den Schlagstock hält! Als würde er ein wildes Tier abführen, das droht Reißaus zu nehmen. Schau, wie viele Schergen der kubanischen Diktatur einen schutz- und wehrlosen Menschen abführen! Sie bringen ihn weg, wie eine Trophäe. Ein herzzerreißendes Bild.
Der Abgeführte: Luis Frómeta Compte.
Luis Frómeta Compte ist um die 60 Jahre alt. Er lebt seit vielen Jahren in Dresden. Dort hat er auch seinen Lebensmittelpunkt. Er besitzt neben der kubanischen, die deutsche Staatsangehörigkeit. Er ist Vater und Großvater. Und er ist auch Kubaner. Das war sein Unsegen. Denn Luis Frómeta Compte liebte sein Geburtsland, hielt ständig Kontakt zu seiner Familie dort und fuhr regelmäßig dahin in Urlaub. So auch im Juli 2021.
Luis Frómeta Compte hielt sich während der legendären Proteste vom 11. Juli in Havanna auf. Er war Zeuge, als Menschen, zumeist junge Menschen, in Kuba auf die Straße gingen, um gegen Hunger und Perspektivlosigkeit zu demonstrieren. Und für Freiheit. Es waren die ersten großen Proteste seit Jahrzehnten, die ihren Lauf dort nahmen, wo Luis Frómeta Compte sich aufhielt, in einem Viertel namens La Güinera. Luis Frómeta Compte wollte diese beeindruckenden Augenblicke mit seinem Smartphone festhalten. Ob er sich an den Protesten beteiligte und mit den friedlichen Demonstranten marschierte, ist mir nicht bekannt, aber als ein an die Freiheit gewohnter Deutsch-Kubaner, denkbar. Doch: Luis Frómeta Compte war zur falschen Zeit am falschen Ort. Er wurde festgenommen. Das ist der auf dem Bild eingefangene Moment. Der Moment, in dem die glückliche Welt des Luis Frómeta Compte und die seiner Familie zerbrach. Das scheint ihm bewusst zu sein. Man sieht die Angst in seinen Augen. Angst vor dem Ungewissen. Angst davor, was ihm bevorsteht. Und die Angst war berechtigt. Luis Frómeta Compte wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt. Er wird als Greis aus dem Gefängnis entlassen werden. Auch nach den 15 Jahren, auf die die Strafe „gemildert“ wurde.
Seine Familie kämpft unermüdlich für die Freiheit des Luis Frómeta Compte. Es ist unvorstellbar, was sie durchmachen. Ein Quäntchen Hoffnung war geblieben, den Vater und Großvater bald wieder zu Hause zu haben.
Doch gestern erfuhren sie vom Ergebnis der zweiten Revision: Die Haftstrafe von 15 Jahren wurde bestätigt. Ein weiteres Rechtsbehelfsmittel ist nicht zulässig.
Nat Neumann, Februar 2023
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