Noch eine geschwätzige Zunge
In einem meiner vergangenen Posts schrieb ich unter dem Titel „Je leerer der Kopf, desto geschwätziger die Zunge“ über eine Veranstaltung im Universitätskrankenhaus Julio Trigo in Havanna. In diesem Rahmen ermahnte die Sprecherin die zuhörenden Studenten dazu, als Kubaner stolz zu sein, denn die Nazis seien darauf stolz gewesen, Deutsche zu sein. Das war nicht das erste Mal gewesen, das öffentliche Statements im Namen von Castros Revolution und des Sozialismus mich entsetzt zurückließen. Dieses war ein der haarsträubendsten.
Nun habe ich heute Mariela Castro gesehen beziehungsweise gehört in einem Beitrag älteren Datums. Mariela Castro ist die Tochter von Raúl Castro. Sie ist Abgeordnete der Nationalversammlung der Volksmacht Kubas und im Übrigen Direktorin des kubanischen "Centro Nacional de Educación Sexual.“
Und wieder ist Deutschlands Hitler ein Thema: Auch das gehört zur Kommunikationspolitik der Macht: die Bedeutung von Begriffen zu verdrehen, um die Menschen zu manipulieren. Wie also kam Hitler an die Macht? Indem er von Sozialismus und Arbeiterrechten sprach und sich der Sprache des revolutionären Denkens bediente. Hitler übernahm die Macht und manipulierte sein Volk, indem er es glauben machte, dass er für das Wohl seines Volkes kämpfen würde, und dann waren die Ersten, die unter dem Faschismus zu leiden hatten, das deutsche Volk selbst. Sie waren die Ersten, die unter dem Wahnsinn des Faschismus zu leiden hatten. So Mariela Castro.
Wer Kubas Geschichte kennt und objektiv und aufrichtig auf sie zurückblickt, wird genau dies erkennen, was Mariela Castro uns über Hitlers Nationalsozialismus zu sagen hatte. Und ich gebe es zu: Es fällt mir sehr schwer, den Vergleich zu ziehen. Aber, in aller Ehrlichkeit, dies war Fidel Castros Stärke: eine Kommunikationspolitik der Macht, der Täuschung und der Manipulation. Er manipulierte es nicht nur, er führte auch das Volk hinters Licht und belog es, so wie er viele seiner Mitstreiter belog und hinters Licht führte. Mit seinem Charme und seiner Eloquenz wickelte er die Massen um den kleinen Finger und ließ sich quasi zum Messias krönen. Und er wurde weltweit - auch dank des Antiamerikanismus - zu einer Kultfigur.
Castro ehemals: Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen, ob wir Kommunisten sind. Ich will es ganz klar sagen ... Wir sind keine Kommunisten. .. Ganz klar!
Und kurz später: Es muss gesagt werden, dass wir vor allem Marxisten-Leninisten sind …
Ist Mariela Castro Opfer eines Lapsus linguaes gewesen? Sie sprach über den deutschen Faschismus. Und mir - mir und vielen mehr - war es so, als hätte sie über Castros System gesprochen. Ich denke, ihr auch. Es ist möglicherweise eine subjektive Beobachtung, aber ich glaube, am Ende fühlte sie sich unwohl mit ihrer Ansprache, als wären ihre Parallelen ihr bewusst geworden. Fiel ihr der Sozialismus ihres Onkels ein, als sie über den deutschen Nationalsozialismus sprach? Nur sie wird es wissen.
Es bleibt Aufgabe von Historikern beide Systeme aus wissenschaftlicher Sicht zu vergleichen. Jene Kubaner, die mitnichten von Arbeiterrechten und Wohlstand unter Castros Kuba reden können und die, die manipuliert, erniedrigt, in Arbeitslager gesteckt wurden, wer unter der revolutionären Doktrin geliten hat, wird sicherlich seine Schlussfolgerungen gezogen haben.
Nat Neumann, April 2023
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