Salir de Guatemala para entrar en "Guatepeor"
Heute möchte ich über angenehme Erinnerungen schreiben, obwohl der Spruch, den ich als Titel genommen habe nichts Gutes erwarten lässt. "Salir de Guatemala para entrar en Guatepeor" kann man nicht literal übersetzten. Wer Spanisch spricht, versteht den Witz, das Wortspiel: Die Steigerung von mal ist peor, weshalb man die Endung im echten Namen des Landes - mala - durch die dessen Steigerungsform - peor - ersetzt. So entstand dieser Wortwitz, der zu einem geläufigen Spruch wurde, der so viel heißt wie "Vom Regen in die Traufe".
Diesen Post über Guatemala wollte ich schon immer schreiben. Nach der aktuellen schlimmen Naturkatastrophe in der Türkei und Syrien, die bis heute mehr als 28 000 Todesopfer beschert hat (die UNO befürchtet 50 000) fiel mir ein, dass große Naturkatastrophen auch Guatemala heimgesucht haben. Guatemala liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einem Gebiet mit den wichtigsten tektonischen Platten der Welt, die starke seismische Aktivitäten verursachen. Am 4. Februar 1976 geschah die größte Erdbebenzerstörung in der Geschichte Guatemalas. Gegen 3 Uhr früh wurden weite Teile des Landes von einem Beben verwüstet, quasi aus heiterem Himmel, denn anders als üblicherweise, gab es keine Vorwarnungen durch Vorbeben. In der Folge wurden 22 545 Menschen getötet, etwa 70 027 wurden verletzt, bei einem riesigen Gesamtschaden materieller Art. Die Zone, die durch das Erdbeben erfasst wurde, entsprach in etwa 21 000 Quadratkilometer. Noch heute erinnern Ruinen vielerorts an die Katastrophe. Aufgrund der besonderen tektonischen Lage Guatemalas, der sie solche verehrenden Erdbeben verdankt, gibt es dort 33 als potenziell aktiv eingestufte Vulkane, die sich entlang der Pazifikküste konzentrieren; drei davon sind aktuell daueraktiv. Im Juni 2018 wurde das Dorf San Miguel Los Lotes, das sieben Kilometer vom Krater des Vulkans Fuego entfernt lag, von dessen Lava begraben, nicht alle Dorfbewohner konnten fliehen, viele von ihnen wurden danach nicht gefunden. Viele der Toten konnten nicht identifiziert werden. Salir de Guatemala para entrar en Guatepeor, in paar Monate später wusste ich, dass dieses Land den falschen Namen trägt …
Guatemala zählte nicht zu den Ländern, das ich unbedingt bereisen wollte. Obwohl ich das Land schon deshalb mochte, weil es auf derselben Hemisphäre liegt, wie mein Geburtsland. Ich verband Guatemala mit Kaffee, mit knalligen Farben und mit netten Menschen. Und mit Gewalt. Man hörte immer, das Land könne man als Individualreisende nicht erkunden. Deshalb war ich froh, zu der Reisegruppe zu gehören, die unter der Führung von Astrid Pfeiffer-Camposeco, im Jahre 2019 nach Guatemala flog. Als wir uns einige Wochen vor der Reise zu einer Info-Veranstaltung bei Astrid trafen, wusste ich, wir sind in guten Händen. Danach verging die Zeit nicht schnell genug. Astrid hatte uns Lust auf Guatemala gemacht. Wir freuten uns wahnsinnig auf die Reise. Ich glaube, nach der Veranstaltung waren meine Träume so bunt wie nie. Ich konnte es nicht erwarten.
Und ich wurde nicht enttäuscht, nachdem wir am 7. Februar 2019 in Guatemala City in ein Taxi stiegen, das uns nach Antigua bringen sollte, die erste Station unserer Rundreise durch dieses schöne Land.
Antigua, diese koloniale, bunte und reizende Stadt, gelegen im Hochland von Guatemala und eingerahmt von drei Vulkanen, empfing uns mit offenen Armen. Unsere Astrid hatte ein hervorragendes Hotel für uns gebucht, ein großzügiges Kolonialhaus mit einem großen Innenhof und gepflegten Außenanlagen. Wir fühlten uns auf Anhieb wohl, wie auch in den restlichen Orten, in denen wir während der Reise übernachteten, im Atitlán-See wartete auf uns beispielsweise eine Anlage mit großzügigen Bungalows, die in einem großen schönen Garten eingebettet waren. Wir saßen oft auf der Terrasse des Restaurants, schauten in den spiegelglatten See und ließen unbekümmert die Zeit vergehen. Wenn in der komfortablen Anlage, die uns in Tikal als Unterkunft diente, nach 22:00 Uhr der Strom abgeschaltet wurde, erinnerten tierische Laute uns daran, dass wir mitten im Urwald waren.
Die verschiedenen Orte, die wir besuchten, erreichten wir per Bus, per Flugzeug oder per Boot, eine logistische Herausforderung. Aber alles hat immer problemlos geklappt. Unsere Reiseführerin hatte an alles gedacht.
Die Reise bzw. das Land übertraf meine Erwartungen. Für jeden Ort, den wir besuchten hatte Astrid ein herausragendes Programm organisiert, das es nicht nur reibungslos gelang, wir alle waren über jede Sehenswürdigkeit begeistert, die Guatemala, Astrid sei Dank, uns bot. Und überall trafen wir auf nette Leute, einschließlich der vielen Menschen, die ihr Glück bei uns suchten, und fanden, als sie uns allerlei handwerkliche Schnickschnack anboten.
Es ist zwar viel Zeit seitdem vergangen und es ist viel seitdem passiert, aber ich habe das Erlebte sehr präsent: die Plätze, die vielen bunten Gebäuden und die sehenswerten Ruinen alter Kirchen in Antigua mit den Vulkanen als Kulisse, die reizende Natur und die heimischen kleinen Dörfer am unendlich großen Atitlán-See; die von den vielen Affen und Vögeln zelebrierte, verführerische Natur in Departamento de Petén; die Maya- Ruinen in Tikal, dort wo wir in einer unheimlichen Ruhe zu frühen Morgenstunden auf den Sonnenaufgang warteten, und die in Yaxhá, wo wir nach einer anstrengenden Wanderung mit einem herrlichen Sonnenuntergang belohnt wurden.
Und stets freundliche Leute, mit denen wir, auch dank Astrid, in Kontakt kamen, die uns ihre Webkünste vorführten und sogar uns die Gelegenheit gaben, uns selbst als Weber und Weberinnen zu versuchen. Manchen von uns, den Ehrgeizigen, gelang es besser als anderen, aber es machte vor allem Spaß.
Nach zwei Wochen flog die Gruppe zufrieden nach Deutschland und ließ uns, meinen Mann und mich, zurück. Wir hatten noch nicht genug von Guatemala und fuhren für eine weitere Woche an den Strand. Zugegeben, ich hatte ein mulmiges Gefühl, ohne unseren Anker Astrid durch Guatemala umherzustreifen, aber unsere Entscheidung hatte sich gelohnt. Wir verbrachten eine erholsame Woche in einem Hotel am Strand von Monterrico. Wir genossen das herrliche Wetter, die Gastfreundschaft der Einheimischen und die wunderbare Fauna Guatemalas, offensichtlich fühlten sich die Reiher und Pelikane genau so wohl wie wir. Ich kann die nächste Reise nach Guatemala kaum erwarten.
Nat Neumann, Februar 2023
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