Schlussverkauf
Vor ein paar Tagen, als ich wieder las, dass das US-Embargo der Grund für die in Kuba herrschenden Verhältnisse sei, dachte ich darüber nach: Was würde passieren, wenn das Embargo fällt? Jedes Land könnte freien Handel mit Kuba treiben, aber unentgeltlich? Denn: Womit würde Kuba Lieferungen und Leistungen bezahlen? Kuba, ein Land, das nichts produziert und hochverschuldet ist.
Die Einnahmen aus dem „Verkauf“ von billiger Arbeitskraft im Ausland -insbesondere medizinischem Personal - dürften geschrumpft sein, denn auch die Ärzte versuchen, das Land zu verlassen. Viele haben die Heimat für Länder verlassen, wo sie wertgeschätzt und ihre Dienste an den Menschen tatsächlich anerkannt werden. Das Gros der Ärzte, denen dies nicht gelungen ist, hat entweder seinen Beruf an den Nagel gehängt (siehe meinen Post „Ohnmacht und Kapitulation“) oder denkt sicherlich darüber nach, erst recht nach den aktuellen Ereignissen im Lande: Vor ein paar Tagen wurden sechs Ärzte eines Krankenhauses im östlich der Insel gelegenen Bayamo zu Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren wegen „Fahrlässigkeit“ verurteilt. Nach einem chirurgischen Eingriff verstarb der 23-jährige Patient, der bei einem Verkehrsunfall schwerverletzt worden war. Nach einem chirurgischen Eingriff ohne das Minimum an Voraussetzungen; denn die Ärzte versuchten das Leben des jungen Mannes zu retten, ohne über die notwendigen medizinischen Materialien im Operationssaal zu verfügen. Sie verfügten weder über eine Absaugung, weil die Geräte nicht funktionierten, noch über die unerlässlichen Blasenkatheter und Levin-Sonde. Trotzdem hätten sie alles gegeben, um den Schwerverletzten am Leben zu halten, aber es gelang ihnen nicht, wie eine der nunmehr verurteilten Ärztinnen beteuert. Sichtlich gerührt erklärt sie: … Das Krankenhaus hat keine Chirurgen mehr; es hat keine mehr, weil alle weg wollen, und man hat keinen Internisten und keinen HNO-Arzt und niemanden mehr (…) Du arbeitest allein und ohne Material, bist der Gefahr ausgesetzt, eines Tages von einem verzweifelten Verwandten erschlagen zu werden, und wir sind auf uns allein gestellt. Niemand sieht das. Wie können sie einen wegen Fahrlässigkeit, für fahrlässiges Handeln anklagen. Wie bringen sie das fertig, uns das anzutun?
Es gibt also immer weniger Ärzte, die den leeren kubanischen Staatssäckel füllen werden.
Die erste Einnahmequelle Kubas sind die sogenannten „remesas“, die regelmäßigen Transfers von Geldern durch Kubaner im Ausland an Verwandte und Freunde.
Die zweitgrößte ist der Tourismus. Zumindest war er es. Denn wie Kenner der Branche versichern: Die Insel verschwindet von der touristischen Landkarte (…) Im Jahr 2023 empfiehlt niemand mehr eine Reise nach Kuba.
2019 zählte Kuba 4,2 Millionen Touristen, 2022 1,6. Das Regime hatte Unsummen für den Ausbau der touristischen Infrastruktur investiert, zuletzt wurden ununterbrochen Hotels gebaut, auch in der Luxussparte. Die Lebensmittel, von denen die Bevölkerung nur träumen kann, sind für die Verpflegung der Touristen bestimmt. Doch die Zeiten, in denen diese ihren Urlaub auf einem derart dysfunktionalen Land verbringen möchten, scheinen vorbei zu sein. Sicherlich auch, weil es an Alternativen nicht fehlt. Zuletzt gab die kanadische Regierung übrigens eine Reisewarnung für Kuba aus. Das Bild auf den Straßen des Landes sei düster, versichern Leute, die zuletzt dort waren.
So komme ich jetzt auf meine Frage zurück: Womit würde das bankrotte Kuba Lieferungen und Leistungen bezahlen, würde das US-Embargo morgen fallen? Kuba, ein Land, das nichts produziert.
Womöglich hat Díaz-Canel sich genau das gefragt, denn sein Justizminister überraschte uns mit der „Resolución 271/2023“, nach der ausländische Investoren Grundstücke auf etlichen Orten der Insel für einen Mindestwert von 0,34 USD pro Quadratmeter erwerben können, in denen sie für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien investieren.
Ein Land, das seit 1959 seinen Bürgern verbietet, Eigentum zu besitzen oder privat Handel zu betreiben, hat bereits 2014 - im Gesetz über ausländische Investitionen - Ausländern das Recht an Eigentum an beweglichen und unbeweglichen Sachen und andere dingliche Rechte eingeräumt.
Das scheint also die Lösung dieser Missregierung für die selbstverschuldete Zerstörung des Landes zu sein. So planen sie, aus der Sackgasse zu kommen, zu der deren eigenen Holzweg geführt hat. Sozialismus für die Kubaner. Kapitalismus für die Ausländer.
Kommt ihr Ausländer und kauft die Insel, von der Kolumbus sagte, es sei das schönste Land, das Menschenaugen je gesehen haben! Aber Obacht, es ist wenig davon übrig geblieben.
Nat Neumann, November 2023
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