Vaterunser

Heute ist der Tag des Atheismus, der World Atheist Day. Der Tag soll daran erinnern, dass auch Menschen, die nicht an die Existenz eines Gottes glauben, verfolgt und diskriminiert werden. Auch ich bin Atheistin. Ich selbst habe deshalb keine Diskriminierung erfahren. In Castros Kuba dagegen, wurden die gläubigen Menschen benachteiligt. Ich wäre vermutlich keine Atheistin, wäre ich nicht wenige Jahre nach Fidel Castros Revolution in Kuba geboren. Fidel Castro verbot de facto jeden Glauben. Erlaubt war lediglich der Glaube an ihn, an die Kommunistische Partei und an Castros Ideologie. Auch darüber, wie die Revolución uns die Religionsfreiheit stahl und wie religiöse Menschen diskriminiert wurden, schreibe ich im Kapitel "Der Onkel" in meinem Buch "Ein kleines Stück Himmel". 

Die Welt glaubt, über Castros Kuba Bescheid zu wissen. Viele Menschen außerhalb Kubas verehren Castro und seine Revolution, vielleicht ohne zu ahnen, wie religiöse Menschen darunter litten. Fidel Castro machte aus vielen der Generationen, die gezwungen wurden, unter seinem Regime zu leben, Atheisten. Man widmet uns einen Tag. Wir, kubanische Atheisten meiner Generation, gehören unfreiwillig dazu. Viele von uns hätten womöglich ab und an ein Vaterunser gebetet. Castro nahm uns die Freiheit, es selbst zu entscheiden.

Nat Neumann, März 2023