Wo es große Belohnungen gibt, gibt es mutige Menschen
Diese Weisheit, die dem chinesischen Militärstrategen Sun Tzu (Die Kunst des Krieges) zugeschrieben wird, ließ mich über die Entscheidung von 14 Kubanern nachdenken, in den russischen Krieg gegen die Ukraine zu ziehen. Wieso tun sie das? Aus Überzeugung?
Es heißt, sie leben in Russland, wohin viele Kubaner einreisen konnten, ohne ein Visum vorweisen zu müssen. Die meisten haben das Land als „Tor“ nach Westeuropa benutzt, einige sind offensichtlich in Russland rechtmäßig ansässig geworden. Möglicherweise gehören sie zu den Kubanern, die an russischen Universitäten studiert haben und nicht nach Hause zurückkehrten, vielleicht, weil sie eine Familie gegründet haben. Doch, auch für die Kubaner, die sich illegal im Land befinden, soll es mittlerweile - entgegen den Bestimmungen - die Möglichkeit geben, an der Seite der russischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine zu kämpfen. Viele von ihnen dürften nicht einmal die russische Sprache beherrschen.
Wie es weiter heißt, haben jene 14 Kubaner den Wunsch geäußert, an der Neuen Weltordnung auf dem Gebiet der Ukraine teilzunehmen. Laut der russischen Presse (Ryazan Vedomosti bzw. Ryazinformburo) sollen sie bereits untersucht und eingezogen worden sein, nachdem sie an einer entsprechenden Zeremonie und an einem Gebet vor einem Priester der orthodoxen Kirche teilgenommen haben. Sie befänden sich nunmehr im Kriegsgebiet. Laut Huffington Post erhalten sie dafür eine erste Zahlung von 195.000,00 Rubel (ca. 2.271,81 EUR) zuzüglich 200.000 Rubel, wenn sie auf dem Gebiet Rjasan gewohnt haben, zuzüglich 204.000,00 Rubel (ca. 2.377,62 EUR) monatlich. Ein Ende April von Putin ratifiziertes Gesetz erleichtert ihnen zudem die Annahme der russischen Staatsbürgerschaft, auch ihren Eltern, ihren Ehepartnern und ihren Kindern. Deren Motivation sei jedoch, so ein Major der russischen Armee, dem Mutterland (Madre Patria) in schwierigen Zeiten zu helfen, die Bezahlung sei ein guter Vorteil.
Manch einer der „mutigen“ Kubaner wird möglicherweise in diesen schrecklichen Krieg aus Überzeugung ziehen. Es fällt mir jedoch schwer, zu glauben, dass es für die meisten so ist. Das Risiko, nicht zurückzukommen ist groß, aber ein Risiko nicht zurückzukommen tragen letztendlich auch die vielen Kubaner, die das Land in einem kleinen Boot verlassen oder die, die zu Fuß durch die Selva de Darien versuchen, in die USA anzukommen. Vielen dürften der finanzielle Anreiz und die Aussicht auf die Versorgung ihrer Familien, auch im schlimmsten Fall, diese schwierige Entscheidung abgenommen haben, ein „guter Vorteil“ eben.
Kuba hat traditionell nicht nur Zucker, Rum und Akademiker exportiert, sondern auch Soldaten. Ich erinnere mich an die Zeiten des Angolakrieges (1975-1991), da hörte ich öfter über jemanden, der in diesen zog, viele - infolge der ideologischen Arbeit der sozialistischen kubanischen Regierung - aus „Überzeugung“. Die in diesem Krieg von Kuba angeführte sogenannte Operación Carlotta kostete vielen Kubanern das Leben. Wie eine Nutzerin von Twitter zu berichten weiß, scheint der eine oder andere Hinterbliebene - wie die Mutter eines im Krieg in Angola getöteten kubanischen Soldaten - sich damit zu trösten, die Gefallenen seien Helden der Revolution, auf die sie stolz seien und dank dessen wir ein Dach über dem Kopf haben, weil sie uns (die Regierung daraufhin) diese Wohnung gegeben haben.
Jedenfalls wird Kuba auf der einen oder anderen Weise, mehr oder weniger, in diesen russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine einbezogen. Kubaner als russische Söldner. Als Kanonenfutter. Mutige Menschen, weil große Belohnungen?
Wertvolle Menschenleben.
Nat Neumann, Juni 2023
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